Haben Sie auch das Gefühl, dass der Januar nicht enden will? Ich finde, dass die Erde in jedem Januar in einer Art Zeitschlaufe verschwindet, die den Monat fünfzig Tage lang dauern lässt. Dann, auf einmal, reisst diese Zeitschlaufe, und der Rest des Jahres geht daraufhin in ein paar wenigen Wochen vorüber. So fühlte es sich für mich zumindest in den letzten zwei Jahrzehnten an.
Ich habe den Eindruck, als wäre es erst gestern gewesen, als wir vom Jahr 1999 ins 2000 wechselten. Was haben wir damals gefeiert! Begleitet von einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, das nicht nur vom Alkohol stammte. Denn niemand wusste zu jener Zeit, ob die Computer den Datumswechsel wegen des sagenumwobenen Millennium-Bugs überleben würden. Passiert ist dann nichts, und all die Szenarien apokalyptischen Ausmasses erwiesen sich als falsch.
Damals stellte ich mir vor, wie wir in zwanzig Jahren leben werden – also heute. In meiner Phantasie bretterten wir mit Hoverboards durch die Strassen, wie im Film «Zurück in die Zukunft»; die Autos konnten fliegen und wurden umweltschonend mit Plastikabfall angetrieben; die Menschheit glänzte mit Intelligenz, und unser Alltag war durch und durch digital bestimmt.
Und was ist passiert? Nichts. Meine Enttäuschung ist grenzenlos. Wir verfügen weder über neuartige Fortbewegungsmittel, noch entfernen wir den Plastikmüll aus den Weltmeeren. Nein, wir sitzen zu Hause, fürchten uns vor den Mitmenschen, die alle potenzielle Virenschleudern sein könnten, gehen mit Schutzmasken einkaufen, warten sehnsüchtig auf die neusten Massnahmen des Bundesrats und die aktuellen Corona-Zahlen. Diese werden bis dato per Fax dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) geliefert. Ausdrucken kann es die Daten nicht, weil der Toner leer ist – und dummerweise muss zuerst noch der Papierstau entfernt werden.
Wenn ich es mir recht überlege, befinden wir uns nicht nur in diesem Januar, sondern seit gefühlten zwanzig Jahren in einer Zeitschlaufe. Denn weit haben wir es zwischenzeitlich wirklich nicht gebracht.
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