top of page

Wohlstandsverwahrlosung

Aktualisiert: 4. Apr.


Früher galt: Wer etwas wollte, musste dafür arbeiten. Heute gilt: Wer etwas will, füllt ein Formular aus und ruft nach dem Staat. Willkommen in der Epoche der Wohlstandsverwahrlosung, einer zivilisatorischen Spielart, bei der wir uns den Ast absägen, auf dem wir sitzen – mit elektrischer Säge wegen des Umweltschutzes, versteht sich.


In Zürich will man Werbung im öffentlichen Raum verbieten. Werbung sei manipulativ. Ernsthaft? Dieselbe Generation, die sich freiwillig von Algorithmen zudröhnen lässt, findet ein Plakat mit Zahnpasta gefährlich. Was kommt als Nächstes? Warnhinweise auf Schaufenstern?


Es wird noch besser: Der Kanton Basel-Stadt will drei Jahre lang eine Viertagewoche mit Steuergeldern fördern. Ein Pilotprojekt. Dabei wissen wir alle: Wenn der Staat mit einem «Piloten» startet, endet’s meist mit einer Notlandung im Budgetloch. Aus Anschub- wird Dauerfinanzierung. Aus temporärer Wehrsteuer die unbefristete Direkte Bundessteuer. Was früher Eigenverantwortung hiess, heisst heute: «Wir lassen mal prüfen, ob jemand anderes für unsere Freizeit aufkommt.»


Blicken wir nochmals nach Zürich, und zwar in die Clubs. Die Menschen trinken weniger Alkohol, was grundsätzlich zu begrüssen ist. Doch anstatt dass die Clubbetreiber unternehmerisch aktiv und kreativ werden, wird nach Subventionen gerufen. Clubförderung, weil niemand mehr Wodka Red Bull bestellt.


Während rund um uns aufgerüstet wird und Kriege toben, beschäftigen wir uns mit Werbeverboten, verkürzten Arbeitswochen auf Staatskosten und subventionierten Clubs. Wir leben in einer Parallelwelt aus Fördergeldern und Verbotsschildern, als gäbe es keine dringlicheren Probleme.


Wollen wir wirklich mit Steuergeld fördern, was der Markt gerade – aus guten Gründen -  aussortiert? Nein! Das, meine Damen und Herren, ist keine soziale Errungenschaft. Das ist Wohlstandsverwahrlosung in Reinform. Wir dürfen uns keinen Irrsinn leisten, nur weil wir’s (noch) können.



Bundeshaus im Zerfall - sinnbildlich für die Wohlstandsverwahrlosung

2 Comments


Sehr guter und treffender Beitrag! Man kann anstatt von Wohlstandsverwahrlosung ruhig auch von Wohlstandsverblödung reden!

Like

Einfach nur super, auf den Punkt gebracht. Auguri

Like
bottom of page