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AutorenbildLea Grossmann

Warum?

Mutter tötet Ihre Zwillinge.

Ein Vater erschiesst seine drei Kinder und richtet sich selbst.

Zwei von vielen tragischen Familiendramen, die uns in diesem Jahr erschütterten und schockierten. Journalisten querbeet aller Medienhäuser spekulierten und berichteten darüber. Nachbarn, Familienmitglieder, Schulkolleginnen und -kollegen, Arbeitskolleginnen und -kollegen, alle wurden befragt. Am Schluss bleibt jeweils ein grosses Fragezeichen übrig. Denn, egal wer gefragt wird, niemand wird je erklären können, warum diese Taten geschahen. Warum man sie nicht hat verhindern können. Keine Menschenseele weiss, wie es im Innern der Täterin oder des Täters ausgesehen hatte. Niemand kann sich im Entferntesten vorstellen, was in einem Menschen kurz vor seiner Tat vorgeht. Also, was sollen denn all diese vagen und nichts aussagenden Spekulationen? Sie sind so überflüssig wie ein Witz ohne Pointe.

Trotzdem suchen die Journalisten nach Antworten. Die einen seriöser, andere weniger. Letztere sind beispielsweise auf auf der Plattform einer Schweizer Boulevardzeitung zu finden. So wurde etwa ein Bild des Hauses in Buchs AG, in welchem der Vater und die drei Kinder tot aufgefunden wurden, gezeigt. Ist das wirklich nötig? Hat dieses Bild für die News-Konsumentinnen und

-Konsumenten tatsächlich Relevanz? Oder ist das einfach eine dreiste und unnötige Verletzung der Privatsphäre der Hinterbliebenen?

Für mich das Furchtbarste an der ganzen boulevardesken und pietätlosen Berichterstattung einzelner Medienhäuser ist der Aufruf an die Leserschaft: «Werden Sie zum Leserreporter!» wird unterhalb des Textes in grossen Lettern geschrieben. Wenn man mehr über diese Story weiss, soll man sich per WhatsApp bei der Redaktion melden. Das hat nichts mehr mit Journalismus zu tun, sondern ist widerliche Effekthascherei. In ein paar Tagen dürfen wir dann lesen: «Jetzt spricht der Pöstler.» oder «Jetzt miaut die Katze - sie war am Tatort.»

Mir geht’s da wie Max Liebermann, der einst sagte: «Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.»

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