Wenn ich das Gefühl habe, ich sei zu glücklich mit meinem Leben, lese ich Facebook-Kommentare unter Posts von Tageszeitungen. So auch nach Nemos fulminantem Sieg beim Eurovision Song Contest (ESC). Was mir unter der Schlagzeile «Die Schweiz siegt in Malmö: Nemo gewinnt ESC» geboten wurde, ist an Menschenverachtung kaum zu übertreffen. In nur wenigen Kommentaren wurde gratuliert oder Freude gezeigt. Und wenn jemand etwas Positives geschrieben hatte, wurde diese Person vom Mob aufs Übelste beleidigt.
Wahnsinn! Können wir uns nicht einfach freuen, dass wir den ESC gewonnen haben? Immer diese übellaunigen Zeitgenossen, die ums Verrecken keine Freude zeigen wollen. Wenn wir beim Beispiel Nemo bleiben: Man muss seine Musik oder ihn als Person ja nicht mögen. Und doch darf man das Geleistete respektieren oder würdigen. Oder einfach mal die Tastatur links liegen lassen. Es muss schliesslich nicht jeder negative Mist in die Welt hinausposaunt werden.
Wieso gewisse Leute überhaupt stillos, beleidigend und mit drölfzig Millionen Schreibfehlern kommentieren, entzieht sich meiner Kenntnis. Dieses Gen, Menschen und deren Lebensstil oder Meinung zu diffamieren, habe ich glücklicherweise nicht. Manchmal möchte ich die Kommentierenden fragen, was in ihrem Leben schiefgelaufen sei oder ob ihr Stammbaum ein Kreis sei. Vielleicht grassiert auch einfach eine Art Epidemie, die uns positiv denkenden Menschen in einem «Was geht hier eigentlich vor»-Zustand gefangen hält. Ich weiss es nicht.
Trotz des Drecks, der in Kommentaren abgeladen wird, bin ich weiterhin glücklich mit meinem Leben. Und ich gebe zu: Manchmal rege ich mich halt sehr gern auf. Das Tüpfelchen auf dem i, sozusagen. Wichtig ist, dass ich nach drei Minuten Facebook dieses wieder schliesse und mich auf die positiven Dinge konzentriere. Vielleicht sollten das noch mehr Menschen tun – einfach mal die Fresse halten und das Leben geniessen.
Kolumne vom 23. Mai 2024 im General Anzeiger Brugg sowie in der Rundschau Süd und Nord. Die Kolumne findest du auf der Seite 9. 👉 https://ihre-region-online.ch/general-anzeiger/#general-anzeiger-test/9/
Genau liebe Lea
die Meisten sind gesegnet mit kreisrundem Stammbaum und ihre Kommentare versehen mit dölfzig Millionen Schreibfehlern🤨